The Harder They Come I, The Harder They Come II (Architecture of a city)
I. International Performance Meeting, Student Cultural Center, Belgrad, Mai 1978.
II. Art 9, Basel, Messe, Halle 16, 16. Juni 1978.
III. Fluxus Galerie Harlekin Art, Wiesbaden, August 1978.
IV. International Theater Festival, Arnheim, 7. Oktober 1978,
Installation, Sound, Live-Akt, ca. 30 Minuten

Literatur:

Ausgangssituation der Performances The Harder They Come I und II war eine Innenraum-Installation aus Ziegelsteinen, die Klauke als »kreisförmig angelegtes Ziegelsteinlabyrinth« beschreibt. Schnüre verbanden die nach oben ragenden Steine so miteinander, daß der Zugang zum nächstkleineren Kreis nur an bestimmten Stellen möglich war. Auf dem Tonband lief eine Endlosschleife von Jimmy Cliffs Musik »The Harder They Come«. Nach einer Phase der Einstimmung begann Klauke zunächst, um den Kreis herumzulaufen, ließ sich auf die Musik ein, konzentrierte sich immer weniger auf die Runden und drang in den Kreis ein. Anfangs übersprang er die Barrikaden, stolperte dann aber immer häufiger und blieb an den Schnüren hängen oder warf Steine um. Schnüre wickelten sich um seine Schuhe, Steine wurden nachgeschleift, bis ihn ihr Gewicht zu Fall brachte.
Klauke führte die Performance erstmals 1978 bei einem Performance-Meeting in Belgrad auf. In dem oktagonalen Raum mit seiner strahlenförmigen Bodenmarkierung, in dem die Performance stattfand, ergab sich die Anordnung der Ziegelsteine wie von selbst.
Das studentische Kulturzentrum, seit Ende der 60er Jahre Forum für neue künstlerische Aktivitäten, arbeitete mit vielen anderen Institutionen zusammen, immer wieder entstanden internationale Festivals für Film und Theater. Zu jener Zeit leitete Biljana Tomic das Galerie-Programm. Nachdem sie und Misa Savic, der für das Musikprogramm verantwortlich war, im April 1978 in Wien Gäste auf dem Performance-Festival waren, initiierten sie ihrerseits ein internationales Performance-Meeting in Belgrad, das Anfang Mai stattfand. Eingeladen waren nicht nur Künstler, die auch in Wien teilgenommen hatten: Simone Forti, Charlemagne Palestine, Misa Savic, Sanja Ivekovic, Theatre of Mistakes, Rasa Todosijjevic, Jürgen Klauke, Giuseppe Chiari, Zoran Belic, Dalibor Martinis, Radomir Damnjan, Aquinada, Wolfgang Flatz, Cibulka und Peter Weibel. Die Idee, Klauke einzuladen, ging auf einen Vorschlag von Hubert Hohl zurück, zu jener Zeit Leiter des nahe gelegenen Goethe-Instituts, das Mitorganisator der Performance-Veranstaltungen war. Hubert Hohl hatte Klauke während seiner Zeit als Institutsleiter in Lille im Rahmen eines Austauschsprogramms zwischen Künstlern der Region Nordfrankreich und Nordrhein-Westfalen kennengelernt.(1) Auch Biljana-Tomic kannte Klauke von Besuchen in Köln, vermittelt durch Wulf Herzogenrath und Elisabeth Jappe.
Kristine Stiles, die die Performance sah, erinnerte sich: »Klaukes Aura der Unantastbarkeit, die durch seine Art sich zu kleiden noch verstärkt wurde, war genau das Element seiner Identität, das die Performance The Harder They Come [...] so eindringlich machte. [...] The Harder They Come war ein einfaches Stück. Und dennoch war es irgendwie faszinierend, diesem beherrschten, artifiziellen, selbstbewußten und sexuell ambitionierten weißen Mann zuzuschauen, wie er einen Hindernislauf inszenierte und diesen durch radikale schwarze Musik hochpeitschte, die zwangsläufig alles, was seine sorgsam konstruierte Selbstdarstellung vermitteln sollte, überflüssig machte, behinderte, außer Kraft setzte und schließlich aufhob.«(2)
In Basel veranstaltete die Galerie Stampa 1978 auf der Kunstmesse ein aktives Programm aus Performances, Rauminstallationen, Film- und Videoaufführungen. Neben Jürgen Klauke zeigten auch Jochen Gerz, Ulrike Rosenbach und Vito Acconci Performances. Initiative und Organisation lagen bei der Galerie Stampa, die sich seit ihrer Eröffnung 1969 für jene Kunstformen einsetzte, die den »Aufbruch aus den erstarrten Traditionen« markierten. Innerhalb der Messe hatten sie damit einen »Exotenstatus«, da insbesondere die Performance für das normale Kunstpublikum »jenseits des Vorstellbaren« lag. Dennoch waren die Veranstaltungen stets gut besucht, besonders junge Leute seien im Publikum gewesen.(3)
Ein weiteres Mal führte Klauke die Performance beim International Theatre Festival 1978 in Arnheim auf. Organisiert von Jan Brand, fanden Live-Performances, Workshops und Filmveranstaltungen statt. Vergleichbare Feste gab es in Arnheim seit 1971, ein Performance-Programm wurde erstmals auf dem
Beethoven Festival von 1977 vorgestellt.

  1. Gespräch mit Dr. Hubert Hohl, September 2000
  2. Kristine Stiles, Unverfälschte Freude: Internationale Kunstaktionen, in: Out of Actions, hrsg. v. Paul Schimmel/Peter Noever, Ostfildern 1998, S. 264
  3. Frau Stampa, im Gespräch am 24. August 2000