The harder they come III (Architecture of a City)
Third Biennale of Sydney, National Gallery of Victoria, Melbourne,
April 1979, Installation, Sound, Live-Akt, 16 min, Zusammenschnitt 2:38 min

Literatur:

Die Performance The Harder They Come III war eine Variation der Aufführungen in Belgrad, Arnheim und Basel. Für die vollkommen andere Raumsituation, die Aufführung fand im Innenhof des Museums statt, schuf Klauke eine neue Ausgangssituation. Auf dem leicht abschüssigen Gelände baute er fünf unterschiedlich hohe, parallele Mauern aus australischem Ziegelstein. Die erste bestand aus einer Steinlage, die fünfte reichte ihm etwa bis zur Schulter. Die Mauern hatten eine Länge von vier Metern, der Abstand zwischen ihnen betrug jeweils drei Meter.
Klauke ließ die Musik, auch hier war es wieder die gleiche Endlosschleife, die als Zeitmaß diente, auf sich einwirken, bevor er losging und die Mauern umrundete. Nach kurzer Zeit zog er die Jacke aus und krempelte die Ärmel hoch. In der fünften Minute begann er zu tanzen, überstieg erstmals die niedrigste Mauer. Die Ziegelsteinmauern wurden zu Hindernissen, bald fielen die ersten Steine, zunächst an der vierten Mauer, dann an der dritten. Bald waren alle Mauern beschädigt. Klauke stolperte über sie oder rempelte mit seinen Armen oder dem ganzen Körper an die Mauern, wobei er Ziegel herunterstieß, um die Mauern zu zerstören. Heruntergefallen, wurden die am Boden liegenden Ziegel erneut zu Stolpersteinen. Zuletzt drückte Klauke mit ganzer Kraft gegen die höchste, hinterste Mauer bis sie umfiel, überstieg die Trümmer und verließ den Platz. Die immergleiche Musik auf dem Tonband ertönte noch eine Weile – mit Rippenbrüchen und einer Verletzung am linken Fuß schloß Klauke die Performance ab.(1)
Ursprünglich wollte Klauke die Performance The Harder They Come III bereits Anfang September 1978 bei dem Theater- und Performance-Festival Kunst Live in Bremen aufführen, dessen künstlerische Organisation wiederum bei Elisabeth Jappe lag. In einem Brief nennt Klauke die Materialien, die er benötigt:
»1 Verstärker / 2 Boxen (Stereo) / 1 Tonbandgerät (nicht Kassette) / 1 Lichtkanone / sowie 1 Lastwagen Ziegelsteine zur Errichtung von 4 Mauern Höhe gestaffelt 30 cm 70 cm 110 cm 200 cm Breite ca. 300 cm«.(2) Die Aufführung kam jedoch nicht zustande.
Die Third Biennale of Sydney, 14. April bis 27. Mai 1979, stand unter dem Motto »European Dialogue«. Anliegen war es, die Bedeutung der europäischen Kunstszene auch für Australien aufzuzeigen. Performance-Künstler wie Jürgen Klauke, Ulrike Rosenbach, Marina Abramovi´c und Ulay wurden in Sydney mit Videos vorgestellt und führten zudem in mehreren australischen Städten Life-Performances auf. In Sydney zeigte Klauke in der Art Gallery of New South Wales die Performance Made in Germany, hielt im Sculpture Centre einen Video- und Dia-Vortrag und gab ein Radio-Interview. Auf der Biennale waren Fotoarbeiten von ihm ausgestellt wie Dr. Müller’s Sex-Shop und Das menschliche Antlitz im Spiegel soziologisch-nervöser Prozesse. In Melbourne zeigte er die Performance The Harder They Come III und hielt in der Ewing und Paton Gallery einen Vortrag mit Dias und Video. In Brisbane zeigte er im Institute of Modern Art die Performance Lachen – Weinen und hielt einen Vortrag. In seiner Besprechung der Biennale stellte Mike Parr die Beiträge von Klauke heraus: »Juergen Klauke’s work was amongst the most interesting and pertinent in the Biennale. [...] style for Juergen Klauke is the pre-requisite for communication, style determintes what you can say. Style is space, permission, but style is also something lived existentially, a European defence, the survival of the individual.«(3)

  1. Vgl. Gerhard Johann Lischka, Klauke ist sein Ebenbild, in: Kunstforum International, Bd. 88, März/April 1987, S. 219
  2. Klauke im Brief an die Freie Hansestadt Bremen, undatiert, Archiv Elisabeth Jappe, Köln. Die Performance ist angekündigt in: Kunst Live. Theater. Performance. Workshops, Bremen 3.–10. September 1978, veranstaltet vom Senator für Wissenschaft und Kunst, künstlerische Beratung und Organisation Elisabeth Jappe, Bremen 1978, S. 3, vgl. auch S. 17
  3. Mike Parr, Parallel Fictions. The Third Biennale of Sydney, 1979. Art and Australia Summer 1979, zit. nach: European Dialogue. A Commentary, S. 50